In unserem Alltag begegnen wir zahlreichen Wildtieren – unabhängig davon, ob wir am Land oder in der Stadt leben.
Denn selbst verbaute urbane Gebiete sind wichtige Lebensräume – für Menschen und ebenso für Tiere und Pflanzen.
Ein gutes Zusammenleben mit der Natur kann nicht allein durch Regeln oder Schutzmaßnahmen bewerkstelligt werden, sondern vor allem durch unsere Haltung: Wer Natur entdeckt und positive Erfahrungen mit ihr macht, beginnt, ihren Wert zu erkennen – und möchte sie bewahren. Genau das ist die Grundlage für einen respektvollen Umgang mit unserer Mitwelt.
Mit unseren beiden Citizen-Science-Projekten StadtWildTiere und WildeNachbarn wollen wir zusammen mit der Bevölkerung Wildtiere in Stadt und ländlichem Siedlungsraum erforschen, schützen und fördern.
Bei den Projekten an unserem Vereinsstandort Elsarn in Niederösterreich setzen wir konkrete Artenschutzprojekte um und widmen uns dem Erhalt und der Erforschung von selten gewordenen Fischarten und der Europäischen Sumpfschildkröte.
Rotfuchs – Foto: Sylvia-Marchart
StadtWildTiere
Bereits 2015 haben wir das Projekt StadtWildTiere in Wien gestartet.
Bei diesem ist die Bevölkerung aufgerufen, auf der Website und Meldeplattform Beobachtungen von Wildtieren in der Stadt Wien zu melden. Jede Einzelbeobachtung ist ein wichtiger Beitrag für die Wissenschaft, diese Arten längerfristig zu überwachen und Populationsveränderungen frühzeitig zu erkennen. Denn viele Wildtierarten werden nicht systematisch erfasst.
Durch die Mitarbeit der Stadtbewohner:innen kann der Lebensraum von Wildtieren erforscht und geschützt, aber auch das Verständnis für sie gefördert werden – etwa durch Aufklärung, um Konfliktfälle zu vermeiden.
Was wir mit StadtWildTiere erreichen wollen:
- Nur was ich kenne, werde ich schützen.
Es gibt eine Vielfalt an Wildtieren in Wien – durch ihre Beobachtungen und Meldungen auf der Website lernen die Wiener:innen diese Vielfalt kennen und erhalten umfassende Tipps, wie sie diese Wildtiere konkret beobachten, fördern und schützen können. - Wir schließen Wissenslücken: Die Bevölkerung hilft uns Wissenschaftler:innen, das Vorkommen und die Begegnungszonen mit Wildtieren in Wien zu erforschen.
- Wir schützen und fördern Wildtiere in Wien: Gemeinsam gesammelte und analysierte Daten sind eine Grundlage, um die Wildtiere im Siedlungsraum gezielt zu fördern.
Übrigens: Seinen Ursprung hat dieses Citizen-Science-Projekt in der Schweiz, wo es von der Arbeitsgruppe SWild entwickelt wurde und vom Verein Stadtnatur getragen wird.
Aktuell gibt es das StadtWildTiere-Projekt neben Wien auch in den Städten wie Berlin, Bern, Chur, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich.
Wilde Nachbarn Österreich
Einige Wildtierarten wie Vögel, Säugetiere, Amphibien, Reptilien oder Insekten leben sehr gut zwischen uns Menschen, denn Siedlungen bieten für zahlreiche Tiere einen hervorragenden Lebensraum mit attraktivem Nahrungsangebot, milderem Klima, reicher Lebensraumstruktur und gegebenenfalls weniger Stress durch weniger Bejagung.
Wildtiere verhalten sich im Siedlungsraum dadurch oft weniger scheu und sind für viele Bewohner:innen eine Bereicherung. Andererseits ergeben sich mitunter auch Konflikte zwischen Mensch und Tier.
Für Siedlungsgebiete in ländlichen Regionen entwickelten wir daher das Projekt Wilde Nachbarn,. Bei diesem liegt der Schwerpunkt unter anderem in der Region Wagram und im Umfeld unseres Vereinshauses im Strassertal (Niederösterreich).
Auch bei diesem sind wir auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, Beobachtungen von Wildtieren auf der Website zu melden. Jede einzelne Beobachtung ist ein wichtiger Beitrag für die Wissenschaft, diese Arten längerfristig zu überwachen und Populationsveränderungen frühzeitig zu erkennen.
Denn viele Wildtierarten werden nicht systematisch erfasst.
Durch die Mitarbeit engagierter Bewohner:innen kann der Lebensraum von Wildtieren erforscht und geschützt, aber auch das Verständnis gefördert werden – etwa durch Aufklärung, um Konfliktfälle zu vermeiden.
Was wir mit Wilde Nachbarn Österreich erreichen wollen:
- Nur was ich kenne, werde ich schützen.
Es gibt eine große Vielfalt an Wildtieren in der Region unseres Vereins – durch ihre Beobachtungen und Meldungen auf der Website erfährt die örtliche Bevölkerung diese Vielfalt und bekommt umfassende Tipps, wie sie diese Wildtiere konkret beobachten, fördern und schützen kann. - Wir schließen Wissenslücken: Die Bevölkerung hilft uns, das Vorkommen und die Verbreitung von Wildtieren in der Region zu erforschen.
- Wir schützen und fördern Wildtiere. Aufgrund der gesammelten und analysierten Daten haben wir eine Grundlage, um die Lebensweise der Wildtiere im ländlichen Siedlungsraum besser zu verstehen.
Übrigens: International wird das Projekt „Wilde Nachbarn“ in einigen Schweizer und Deutschen Regionen umgesetzt.
Sie wollen mehr über WildeNachbarn.at erfahren oder Wildtiere melden? Dann bitte hier entlang …
Vereinshaus Elsarn
Das Herzstück unseres Vereinslebens findet sich in Elsarn in der Gemeinde Straß im Straßertal in Niederösterreich.
Hier hat der Verein „Entdecke und bewahre die Natur“ 2016 seine Heimat gefunden.
Dank der großartigen Hilfe einer Stiftung und viel Unterstützung durch die Gemeinde Straß und die örtliche Bevölkerung konnten wir den verwilderten Fischteich wiederherstellen und ein kleines Vereinshaus bauen, das wir immer wieder bei Veranstaltungen für die Öffentlichkeit öffnen.
Das Vereinshaus ist mit einem Besprechungszimmer mit Beamer, einer Bibliothek, einem Schlafraum sowie einer Küche, Bad und WC ausgestattet.
Fische
Seltene Fischarten schützen – unser Teich als Lebensraum
In Österreich sind fast alle Gewässer fischereiwirtschaftlich genutzt. Viele Flüsse, Bäche und Seen sind reguliert und somit nicht mehr in ihrem natürlichen, dynamischen Zustand. Besonders kleine, wirtschaftlich weniger interessante Fischarten haben es heute folglich schwer. Einige von ihnen sind inzwischen selten geworden oder sogar vom Aussterben bedroht.
Zu diesen bedrohten Arten zählen in Österreich beispielsweise das Moderlieschen (Leucaspius delineatus), der Bitterling (Rhodeus amarus) und der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis). In unserem Teich beim Vereinshaus in Elsarn im niederösterreichischen Straßertal möchten wir diesen Fischen einen geschützten Lebensraum bieten und sie für nachfolgende Generationen erhalten.
- Bitterling:
Der Bitterling hat eine besondere Fortpflanzungsweise: Er legt seine Eier in Teichmuscheln ab, wo die Jungfische gut geschützt schlüpfen. Da auch Teichmuscheln in Österreich selten geworden sind, freuen wir uns, dass beide Arten bei uns im Teich in Symbiose leben. - Moderlieschen:
Das Moderlieschen hat sich in unserem Teich in großer Zahl vermehrt. Die kleinen Fische dienen als natürliche Nahrungsquelle für den Eisvogel, der fast täglich an unserem Teich zu beobachten ist.
- Schlammpeitzger:
Ein besonderes Augenmerk legen wir auf den Schlammpeitzger, einer Fischart, die in Österreich mittlerweile auf der Roten Liste steht. So kooperieren wir mit der Universität Innsbruck und dem Limnologischen Institut am Mondsee in einem Projekt, bei dem die Fortpflanzung dieser seltenen Art erforscht wird. Unser Teich spielt dabei eine wichtige Rolle als experimenteller Lebensraum.
Wollen Sie uns beim Schutz heimischer bedrohter Fischarten unterstützen?
Gerne geben wir Moderlieschen, Bitterlinge und Teichmuscheln ab, wenn Sie diese ebenfalls z.B. in ihrem Gartenteich pflegen wollen.
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbiculiaris)
Sumpfschildkröten – Einzigartige Bewohner unseres Teichs
Unser Teich beherbergt etwa 100 Europäische Sumpfschildkröten – das ist die größte Gruppe in Österreich außerhalb des natürlichen Vorkommens im Nationalpark Donau-Auen.
Diese faszinierenden Tiere können bis zu 120 Jahre alt werden und leben bei uns weitgehend autonom in ihrem aquatischen Lebensraum.
Das heißt: Sie leben größtenteils unabhängig und in unserem Teich beim Vereinshaus im niederösterreichischen Straßertal. Sie versorgen sich selbst mit Nahrung und überwintern eigenständig unter der Eisdecke des Teichs. Im Frühjahr vergraben die Weibchen ihre Eier selbst am Land an den wärmsten Stellen im Boden wo dann im Herbst die Jungtiere aus eigener Kraft schlüpfen.
Nur minimale Eingriffe, wie etwa wissenschaftliche Beobachtungen oder die veterinärmedizinische Kontrolle, erfolgen durch unseren Verein.
Besonders stolz sind wir darauf, dass unsere Schildkröten zu den in Österreich heimischen Genotypen gehören. Die beiden Haplotypen IIA und IIL, die mütterlich vererbt werden, sind auch im Nationalpark Donau-Auen nachgewiesen und gelten als autochthone (ursprüngliche) österreichische Abstammung.
Eine Auswilderung der Tiere ist aktuell nicht geplant, da es in Österreich kaum noch geeignete Lebensräume gibt. Dennoch könnte unser Genpool in Zukunft von großer Bedeutung sein – zum Beispiel, wenn die letzte freilebende Population in den Donau-Auen gefährdet wäre.
Unser Teich bietet auch spannende Möglichkeiten für zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen, etwa im Rahmen wissenschaftlicher Praktika oder Masterarbeiten im Themenbereich Artenschutz.
Wollen Sie uns beim Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte unterstützen?